Hermann und Hetti Schild
Hermann Schild wurde am 10. Mai1885 in Ulmbach, einem Dorf nahe bei Frankfurt am Main, in Deutschland geboren.
Er ist im Zeitalter der Aufklärung geboren worden.
Hermanns Vater Judah Schild ist während der Grippe-Epidemie 1888 verstorben, als Hermann erst drei Jahre alt war.
Über das Schicksal von seiner Mutter Sarah Schild geborene Nussbaum gibt es keine näheren Angaben. Im Alter von 14 Jahren gab man Hermann Schild zu einem Onkel nach Köln, wo er eine kaufmännische Lehre absolvierte. Sein Bruder fiel als Soldat, im Rückblick ein sinnloses Opfer. Nach dem Krieg baute Hermann mit Erfolg sein eigenes Geschäft auf. Er warb um eine schöne, junge Dame und heiratete sie; Hetti Neugarten. Hetti Neugarten wurde am 9.Oktober 1887 in Herdecke/Westfalen geboren. Über den Verbleib ihrer Eltern Herz und Johanna Neugarten geborene Wolff ist nichts bekannt.
Das Haus der Familie Schild befand sich in der Wallstraße 43. In diesem Haus wohnten Hermann und Hetti Schild, Hausfrau, zusammen mit ihren Kindern Erwin (geb. 09.03.1920), Kurt und Margot. Die Eltern hatten hier ein Schuhgeschäft. Hier wurden auch die Stolpersteine für Hermann und Hetti Schild verlegt.
Als Erwin Schild 13 Jahre alt war (1933), feierte er seine Bar Mitzwa. Im Judentum ist Bar Mitzwa der Begriff, welcher die religiöse Mündigkeit für Jungen im Alter von 13 Jahren und Mädchen im Alter von 12 Jahren(im liberalen Judentum), bezeichnet. Der Begriff bezeichnet einerseits den Status des religionsmündigen jüdischen Jugendlichen, andererseits den Tag, an dem dieser die Religionsmündigkeit erwirbt, und die oft damit verbundene Feier.
Zu diesem Zeitpunkt waren die Nationalsozialisten aber bereits an der Macht und hatten schon vieles für Juden verboten. So gab es in Deutschland kein ´´koscheres`` Fleisch mehr, die Nazis hatten das ´´Schächten`` verboten. So war Erwins großer Feiertag ein bedrückter Tag; die dunkle Zukunft zeigte sich schon. Die Schulfreunde im Gymnasium Adamsstraße zogen sich immer mehr von Erwin zurück.
Aber bald wurde es viel schlimmer: Das Geschäft der Eltern wurde ´´boykottiert´´. Erwin las vor dem Schaufenster die Schilder:´´ Kauft nicht vom Juden´´. Ein SS-Mann stand vor der Tür. Die Kunden blieben aus. Später ab 1939 musste die Familie Schild in die Maria-Hilf-Str.17 in das sogenannte Judenhaus bzw. Ghettohaus umziehen. Doch vorher wurde Erwin Schild im Jahre 1938 im Konzentrationslager Dachau inhaftiert. Er hatte nach seinem Abitur 1938 die Israelitische Lehrerbildungsanstalt Würzburg besucht. Jedoch musste er aufgrund der Ereignisse des 9. Novembers 1938 (Reichspogromnacht) seine Ausbildung abbrechen, da die Einrichtung zerstört wurde und ihre Mitglieder in Haft genommen wurden. Doch nicht nur Erwin Schild wurde in ein Konzentrationslager deportiert, sondern am 6./7. 12.1941 kam es zu einem schrecklichen Tiefpunkt für die gesamte Familie Schild: die Deportation ins Ghetto Riga (Lettland) erfolgte. Dort wurde Hetti Schild am 21.12.1943 für Tot erklärt, Hermann Schild verstarb in Riga am 08.05.1945. Eine Zeitlang war Margot Schild mit ihnen im Rigaer Ghetto; dann wurde sie in ein Arbeitslager verschickt. Später gelang ihr aber die Emigration nach New York (USA). Auch Erwin Schild gelang zwischen Dezember 1938 und Januar 1939 die Flucht aus dem Konzentrationslager Dachau und die anschließende Emigration nach England. In London begann er 1939 ein Rabbinerstudium, 1940 wurde er aber als so genannter feindlicher Ausländer in England interniert und nach Kanada deportiert, wo er weiter als Deutscher und später als Flüchtling interniert blieb. Hier war er zusammen mit Nazi-Kriegsgefangenen eingesperrt. Schließlich wurde er freigelassen und beendete sein Studium an der Universität von Toronto sowie an der berühmten Jeschiwah des Rabbiners Abraham Price. Hier wurde er als Rabbiner ordiniert.
In seinem Buch ´´Die Welt durch mein Fenster´´ beschreibt er die Trauer und den Schmerz um den Tod seiner Eltern und Geschwister. ,,Ich erkenne mit Trauer und Schmerz, wie wenige Jahre ich eigentlich mit meinem Vater verbracht habe. Als ich ihn zum letzten Mal sah, war er erst 53 Jahre alt, und ich war 18. Ich lehnte aus dem Fenster des Waggons, als mein Zug aus dem Köln-Deutzer Bahnhof fuhr. Mein Vater, der mit meiner Mutter, meiner Schwester und meinem Bruder auf dem Bahnsteig stand, winkte mit der Hand ein letztes Lebewohl. Dann ganz sachte, bildeten die Schienen eine Kurve, und die Mienen waren entschwunden``(Seite 53.Z.4ff).
Als Theologe, als feuriger Kämpfer für soziale Gerechtigkeit, als leidenschaftlicher Verteidiger der Unterdrückten, als treuer und zuverlässiger Anwalt für die Sache Israels und als beredter Sprecher für das Judentum in Kanada hat Erwin Schild diesem Land seinen Stempel aufgedrückt.
Sonntag am Nachmittag im Waldcafe Schlodderdiech bei Thielenbruch,1930
1.Untere Reihe Von Links: Heinz Mohl, Margot Schild, Erwin Schild, Martha Simons, Walter Mohl
2.Obere Reihe von Links: Kurt Schild, Betti Schild, Hannerl Neugarten und Rosalie Mohl (Foto: Sammlung von Erwin Schild)
Verlobung von Hermann Schild und Hetti Schild Köln,1911
Hetti Schild und Hermann Schild 1939
Erwin Schild und Laura Schild am 31.Dezember 1944
Stolperstein von Hermann Schild und Hetti Schild in der Wallstr. 43
Im Schwimmbad Mülleneisen in Köln-Müllheimer Hafen, 1935
von Links: Edith Speiser-Holstein, Hannah Mohl, Ilse Moses, Susi Speiser-Holstein,
Ruth Speier-Holstein(Foto: Erwins Sammlung)
Erwin Schild vor der Adath-Israel-Synagoge, Toronto